Alma and Lior

Ein Projekt von Amira Hartmann
Hochschule Düsseldorf
Prof.in Anja Vormann

Alma und Lior leben in Jerusalem und studieren an der Bezalel Academy of Arts. Beide wollten bereits in jungen Jahren mit dem Skaten beginnen, fingen aber erst mit Anfang zwanzig richtig an. Das Interview behandelt ihre Erfahrungen in der Community und ihre Einstellung zum Skaten in Israel und Allgemein. 

Das Projekt von Amira Hartmann erforscht soziologische Strukturen innerhalb von Communities und befasst sich mit der Rolle von Gender und der Position von weiblichen und queeren Personen in männerdominierten Räumen. Die in Israel entstandene Arbeit ist Teil eines größeren Projekts, das in Fotografien, Texten und Interviews den urbanen Raum, seine Communities und deren gegenseitige Einflussnahme aufeinander untersucht.

In der heutigen von Neoliberalismus und Kapitalismus geprägten westlichen Welt, werden (sub)kulturelle Communities und ihre visuellen Codes so sehr zu kommerziellen Zwecken instrumentalisiert, dass sie kaum noch als Gegenbewegung hinterfragt werden. Tatsache ist jedoch, dass sie sich parallel im urbanen Raum abspielen und einen enormen Einfluss auf diesen und die Entwicklung einer Stadt haben. Besonders auffällig ist, dass viele der Communities nach wie vor stark männerdominiert sind. Das mag daran liegen, dass häufig vorkommende Muster der heteronormativen Gesellschaft gespiegelt und so auch patriarchale Strukturen übernommen werden. 

Um diese Realitäten weiter zu erforschen und bestehende Strukturen sichtbar zu machen, zielt das Projekt darauf ab, weibliche und queere Positionen im Kontext von Communities des urbanen Raums ungefiltert und ohne kommerziellen Hintergrund zu zeigen.

Amira: Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt! Ihr lebt und studiert in Jerusalem an der Bezalel und in eurer Freizeit geht ihr beide skaten. Wann seid ihr das erste Mal mit der Skate Kultur in Berührung gekommen? 

Alma: Ich glaube, wir haben es beide ausprobiert, als wir jung waren, dann aber schnell wieder aufgegeben.

Lior: Ja.

Amira: Warum habt ihr so schnell wieder aufgegeben?

Alma: Ehm, in meinem Fall war es so, dass ich immer mit meinem Vater gegangen bin, von dem ich dir erzählt habe. Und als er starb, wollte meine Mutter nicht, dass ich gehe, sie hatte die ganze Zeit Angst. Es ist ein beängstigender Sport und ich verstehe das. Sie wollte nicht mitkommen. Außerdem ist die Atmosphäre am Anfang etwas einschüchternd, wenn man in einem Skatepark ankommt, mit den ganzen Rampen und so. 

Lior: Es ist interessant – ich wollte schon Skateboard fahren, als ich noch sehr jung war. Ich erinnere mich, dass ich schon in der dritten Klasse in einem Rollschuhgeschäft nach einem Skateboard gefragt habe, keine Ahnung. Aber es war nicht – es ist seltsam, es war damals einfach nichts für Mädchen. Ich habe getanzt, das war mein ganzes Leben. Und als ich in der achten Klasse war, beschloss ich, mir einen Penny zu kaufen. Aber ich dachte, ich muss ein rosanes fahren. Die Farbe muss rosa sein, weil es dann nicht heißen kann, dass ich kein Mädchen bin oder so. So nach dem Motto, es ist rosa und ich bin immer noch ein Mädchen und ich skate. Ich hatte das Gefühl, dass die Leute mich verurteilen würden, und das taten sie auch ein bisschen, als ich mit dem Board in die Schule kam. Ich find dann an zu surfen. Und vor einem Jahr, vor zwei Jahren habe ich beschlossen, wieder Skateboard zu fahren. Aber diesmal richtig, so wie ich es schon mein ganzes Leben lang wollte.

Amira: Du hast dich damals also für das rosa Pennyboard entschieden, weil du dachtest, dass die Leute dich weniger verurteilen würden, wenn es eine „Mädchenfarbe“ ist. 

Lior: Ja, das war der Grund.

Alma: Ich erinnere mich, ich war so ein Tomboy und mein erster Kontakt mit einem Skateboard war ein Zufall, als ich 6, 7 Jahre alt war. Mein Vater hat immer Dinge auf der Straße gefunden und mit nach Hause gebracht, so nach dem Motto ohh das ist umsonst, das ist super, das bringe ich meinen Kindern mit!

Er hat dann einen Haufen Skateboards gefunden. Ständig, keine Ahnung wie. Und ich weiß noch, wie ich mit 7 Jahren mit meinen besten Freunden losging, um Spielzeug für einen Kindergeburtstag zu kaufen. Und der Junge, der Geburtstag hatte, wollte nur Mädchenspielzeug. Sie haben ihm einen Skateboard gekauft und ich habe den Jungs gesagt ohh so eins will ich auch zum Geburtstag! Sie haben mir ein Armband oder so was gekauft. So traurig, ich fand es so komisch. Wir haben dann Geschenke getauscht, der Junge und ich. 

Amira: Habt ihr? Danach warst du bestimmt glücklich!

Alma: Ja! 

Amira: Und du hast gesagt, du hast aufgehört zu skaten, als dein Vater gestorben ist. Wann hast du wieder angefangen und warum? 

Alma: Oh, ehm, ich glaube, ich habe erst angefangen, als ich aus der Armee raus war. Als ich sie verließ, war mein einziger Freund aus der Highschool, der nicht in der Armee war – er hatte sie auch verlassen – er skatete viel, genau wie der Freund meiner Schwester, er war so gut. Ich erinnere mich, als ich mich für die Bezalel anmeldete, nachdem ich aus der Armee entlassen wurde, dachte ich, ich sollte vielleicht ein paar Fotos von Skatern machen. Ich mochte diese Kultur schon immer, sie kleiden sich so cool. Ich ging also mit dem Freund meiner Schwester mit und stellte fest, dass alle seine Freunde nett waren. 30-jährige Männer, die eigentlich furchteinflößend sind und verrückte Tricks machen und ständig hinfallen und fluchen, sind die nettesten Leute. Und sie fragten ständig nach Fotos und ermutigten mich, es zu versuchen, so ja, du kannst grinden! Und sonst was und du kannst einen Flip und all diese Sachen. Ich war so aufgeregt. Ich hab dann einfach angefangen, mit ihnen zu fahren. Zuerst, um Fotos zu machen, dann fuhr ich auf ihren Boards. Ich kam immr wieder zurück, um Fotos zu machen. Und so kam ich wieder zum Skaten, als ich 19 Jahre alt war.

Amira: Du hast also herausgefunden, dass die Skateszene hier ziemlich freundlich und offen ist. 

Alma: Ja, es ist überraschend, es ist immer wieder überraschend. In jedem Park, in den ich gehe, erwarte ich die gruseligsten Gestalten und Kreaturen und trotzdem bin ich meistens sehr beeindruckt von den Leuten. 

Amira: Hast du auch schlechte Erfahrungen machen müssen, weil du eine Frau bist oder wegen deiner sexuellen Orientierung? Oder ist es ein wirklicher Safe Space für dich? 

Lior: Ich denke, dieser Park hier ist einer. 

Alma: Dieser spezielle Park. 

Lior: Nein, ehm, ich bin nur sehr enttäuscht, dass ich nicht so gut aussehe wie all die Jungs, die so gut skaten. Ich wollte das mein ganzes Leben lang machen und bin nicht geskatet, weil es kein Mädchending ist, und jetzt bin ich ein bisschen traurig. 

Alma: Da ist sehr viel Eifersucht. 

Lior: Ja, ich bin eifersüchtig.

Alma: Es ist schwer. 

Lior: Da ist sehr viel Neid. Der Grund dafür, dass ich nicht so gut bin wie sie, ist einfach, dass ich nicht früher angefangen habe, nur weil ich ein Mädchen bin. Nur weil meine Eltern mich zum Tanzen geschickt haben, wie alle anderen Mädchen auch. Ich weiß nicht, ich fühle mich oft wie ein schwaches und kleines Mädchen in der Mitte des Parks. Ich bin ein bisschen ängstlich und ich habe keine unangenehmen Erfahrungen mit fiesen Skatern gemacht, aber… 

Alma: Ich denke, die Tatsache, dass wir uns im Park klein oder schwach fühlen, liegt in erster Linie an unseren Skills, die nicht auf dem gleichen Niveau sind. Und oft wollen die Leute verrückte Sachen machen und wir sind einfach im Weg, weil wir nicht wissen, wo wir hin sollen. 

Lior: Ja, ich bin einfach immer im Weg. 

Alma: Ja, ich habe das Gefühl, dass ich ständig jemandem im Weg stehe. Aber ich glaube, Männer würden sich nicht so fühlen – selbst wenn ich Männer sehe, die in meinem Alter angefangen haben und genauso verkacken wie ich, fühlen die sich im Park immer noch wohler. Ich glaube, Männer fühlen sich in der Regel wohler im Raum. Ich habe zum Beispiel gesehen, wie sie andere cutten und verrückte Sachen gemacht haben, für die sie nicht die Skills haben, wie sie versehentlich andere mit ihrem Board treffen und sie sind dabei so entspannt. Und ich bin  immer: Sorry, sorry, sorry, sorry, sorry, sorry. Nicht meine Absicht, hier wollte ich gar nicht sein, ich bin sofort wieder weg. Und ich glaube, der Grund dafür liegt eher in uns, an dem, was wir erwarten. Wir erwarten, dass sie uns gegenüber aggressiv sind oder das Gefühl haben, dass wir hier nicht hingehören. Aber es sind nicht sie, die diesen Druck auf uns ausüben. 

Amira: Was du gesagt hast, oder auch was ich selbst gelernt habe, ist, dass es immer noch eine sehr männlich dominierte Subkultur oder Szene ist. Ich denke, dass sich deshalb Männer oder Jungs in ihr so viel wohler fühlen. Ich versuche immer wieder herauszufinden, warum das so ein männerdominierte Community ist. Es  ändert sich offensichtlich zum Besseren, denke ich. 

Alma: Ja! 

Amira: Schritt für Schritt. Aber ich würde euch gerne fragen, warum denkt ihr, ist das so? Habt ihr irgendwelche Ideen oder Vermutungen? 

Lior: Ich weiß nicht, ich denke, im Moment ist es einfach so, wie es ist. 

Alma: Erstens wegen dem, was es war. Wegen dem, was es vor zehn Jahren war.

Lior: Ja, ich denke, es kann sich ändern. 

Alma: Ich glaube auch, dass viele Mädchen zwar skaten, aber nicht in den Skatepark gehen, so wie ich es viele Jahre lang getan habe. Ich wollte zum Beispiel nie alleine gehen. Nicht aus Angst – aus Angst vor Männern, sondern aus Angst, sich zu blamieren. Ich habe nicht gedacht, dass sie mich sexuell belästigen würden oder so. Ich dachte nur, dass ich mich blamieren und wie ein Poser aussehen würde, dass mir niemand helfen und die Leute sich darüber ärgern würden, dass ich Platz wegnehme. Denn das ist das Ding an Skateparks – der Mangel an Platz. 

Und deshalb denke ich, dass selbst Männer, die sehr spät anfangen, sich selbstbewusster fühlen und mehr Fortschritte machen als wir. Ich habe zum Beispiel einen Freund, der zur gleichen Zeit wie ich angefangen hat, als er etwa zwanzig war. Und er ist viel besser als ich, weil er leichter Freunde fand und von Anfang an selbstbewusst war und – es ist Eifersucht. Ich meine, gut für ihn, ja, natürlich, es ist nicht so – es ist nur, ich glaube, es hat viel damit zu tun, wie wir als Frauen aufwachsen. Nicht nur als Skaterinnen. Als Frauen wollen wir die meiste Zeit nicht auffallen.

Amira: Ja. Gibt es etwas, das ihr euren jüngeren Ichs sagen wollt? Aus der Perspektive, die ihr jetzt habt? 

Alma: *lächelt*

Lior: Ah, schöne Frage. 

Alma: Natürlich, mach weiter

Lior: Oh fuck it!

*alle lachen* 

Lior: Ich habe so sehr darauf geachtet, dass ich nicht wie ein lesbischer Tomboy aussehe. Keine Ahnung, all das, was normal ist für ein Skategirl. 

Alma: Eine Lesbe bist du sowieso. *lacht*

Lior: Nein, aber ich könnte heute so gut sein und skaten. Denn ich wollte das, als ich jünger war. Jetzt hab ich aber so spät angefangen und fühl mich mies damit. 

Alma: Wie innerliche Fomo. Für mich ist komisch, dass ich, obwohl ich schon Fußball gespielt und viel mit Jungs gemacht habe, immer noch Angst davor hatte und nicht alleine skaten wollte. Das ist das Ding. Man muss selbstbewusst sein und Freunde haben. Und Gedanken wie, wird mir jemand helfen, wenn ich falle und wirklich… scheiß drauf. Jetzt kann ich alleine skaten, immer. Ich gehe allein in den Park. Und ich weiß, dass, wenn ich falle, mir jemand anderes helfen wird. Weil ich Leuten helfe. 

Lior: Ich glaube, etwas hat sich verändert… Ich weiß nicht, nicht nur in Israel, denke ich. Aber der Skatepark ist hier eine ganz neue Sache. Es gab immer ein, zwei Skateparks in einem Gebiet und… 

Alma: …jetzt gibt es einen in jeder Stadt. 

Lior: Jetzt in jeder Stadt! Und was ich dazu sagen will, ist, dass wir in meiner Altersgruppe – wenn wir skaten gehen wollten – auf der Straße skaten. Und Eltern haben mehr Angst um ihre Mädchen, als um die Jungen. Deshalb gibt es jetzt Kurse, Skate-Kurse. Und ich sehe viele junge Mädchen in den Kursen. Alles ist gut organisiert, sie skaten und die Eltern sitzen dabei und schauen zu. 

Alma: Ja, ich wünschte, ich hätte das auch gehabt.

Lior: Es ist anders. Weil es das in meiner Stadt nicht gab. Das mit den Skateparks ist neu. 

Alma: Ich habe das Gefühl, dass es für Eltern, auch für deine Eltern, angenehmer ist, dich in einen Kurs zu schicken als… 

Lior: Ja, ganz sicher. …als mich allein auf die Straße zu lassen. 

Alma: Mit einem Haufen sechzehnjähriger Kinder. Jungs. 

Lior: Ja.

Amira: Das ist eine gute Entwicklung, oder?

Lior: Yea. Das ist etwas sehr Wichtiges. 

Alma: Yea. Ich bin so froh, dass es passiert ist. Ich freue mich für die Kinder. Aber ich bin auch sehr pissed für mich. Es ist schwer. 

Lior: Es geht schnell vorwärts. Ähm. Wie zum Beispiel –  vor ein paar hundert Jahren gab es noch keine Lesben. 

Alma: Jetzt geht alles sehr schnell. 

Lior: Ja, aber als ich jung war, waren Skategirls super underground und jetzt sind alle TikTok-Girls Skategirls. 

*alle lachen*

Alma: Das ist richtig.

Amira: Ja, es ist eine sehr populäre Kultur. 

Lior und Alma: Yea! 

Alma: Es ist wirklich lustig, als ich angefangen habe zu skaten, habe ich einen Haufen TikToks gesehen. Ich habe all diese Mädchen gesehen, die gerade erst angefangen haben und jeden Tag ihre Fortschritte posten. Viele Leute haben immer gesagt, dass sie Poser sind, aber andere haben das nicht getan. Und ich habe auch gesehen, dass während der Pandemie viele Mädchen mit dem Skaten angefangen haben. Es war erstaunlich, das zu sehen. Tik Tok war voll von Mädchen, die mit Masken skaten. Weil sie nichts zu tun hatten. 

Amira: Das ist toll. Weil sie die Zeit hatten, vielleicht. 

Alma: Ja, man macht etwas mit sich selbst. Das hat mit Corona gut funktioniert. 

Amira: Ja. Vielleicht nur noch eine letzte Frage. Ihr könnt aber natürlich noch mehr über eure Erfahrungen sprechen oder über was auch immer ihr mögt. Wie würdest du die Skate-Subkultur in Israel im Allgemeinen beschreiben, vielleicht im Vergleich zu anderen Städten? Du hast mir ja von dem Film Skate Kitchen erzählt, der in New York spielt. Was eine ganz andere Umgebung ist. 

Alma: Ganz anders, definitiv.

Amira: Was sind eure Gedanken dazu? 

Alma: Ich denke, das süße an Skateparks in Israel ist, dass ich einen Haufen Streber und dünne Jungs sehe und Jungs, die nicht gerne… die wahrscheinlich socially anxious sind, wie mein Bruder, der sehr socially anxious  ist, im Skatepark aber sehr beliebt ist. Und das ist etwas, das so süß an israelischen Skatern ist. Ich mag nie, ich weiß nicht. Ich schaue sie mir immer wieder an und sehe, dass sie keine Fuckboys sind, weißt du. Woanders sind es vielleicht mehr Fuckboys. So nach dem Motto ich bin ein Skater, ich mache die Mädchen an, und alle lieben mich. Und hier sind sie unterschätzt. Wirklich unterschätzt.

Lior: Ja, die sind alle echt süß. Innerlich sind sie süß. 

Alma: Ja, sie haben ein gutes Herz.

Amira: Das ist süß.

Lior: Ich kann nicht sagen alle

Alma: Ja, wir sollten nicht übertreiben, aber ich denke, aus unserer Erfahrung. 

Lior: So unsere Freunde.

Alma: Unsere besten männlichen Freunde sind Skater.

Lior: Sie sind wie ähm (etwas auf Israelisch). 

Alma: Gefühlsmäßig entwickelt. Ich weiß es nicht. Sie haben emotionale Intelligenz.

Amira: Sie reflektieren über sich selbst? 

Alma: Ja, sie sind so ängstlich, wenn sie mit Mädchen reden und so. Und das ist so niedlich, denn dann sieht man sie im Park und sie machen verrückte Sachen, und man fragt sich: Wie kannst du vor irgendetwas Angst haben. Nachdem du das gerade gemacht hast. So geht’s mir meistens.

Amira: Yea. Das ist sweet.

Alma: Und ich glaube, es macht auch Spaß, in Israel verschiedene Kulturen im Skatepark zu sehen. Denn in meiner Stadt haben wir vielleicht eine Menge russische Menschen. Aber in anderen Städten kann es eine Menge äthiopische geben. Und das ist witzig, weil die Tatsache, dass die Mehrheit meiner Bevölkerung russisch ist, bedeutet nicht, dass mein Park russisch ist. Mein Park ist super gemischt, weil die Leute aus wirklich jeder Stadt kommen… weil alle Städte hier nah beieinander liegen, so dass man eine Mischung sieht, wenn man in den Park kommt, und denkt wow, das ist nicht die Bevölkerung meiner Stadt. Es ist so süß zu sehen, wenn wir selbst von Park zu Park reisen und andere sehen, die das gleiche tun. Zum Beispiel haben wir einmal die Person, die wir am Abend zuvor in einer Stadt gesehen haben, am nächsten Tag in einer anderen Stadt wiedergesehen. 

Amira: Ihr reist also viel, um zu verschiedenen Skateparks zu kommen? 

Lior: Nicht viel, aber wir reisen schon.

Alma: Ja, wir reisen.

Lior: Nicht viel, aber *lacht* 

Alma: Bevor ich Lior getroffen habe, war ich nur in meinem Skatepark in Rishon LeZion und danach haben wir alle Skateparks ausprobiert. Es macht Spaß. 

Amira: Das ist cool.

Lior: Jetzt gibt es verschiedene Skateparks.

Alma: Ja, heute haben sie einen neuen in Jerusalem gebaut.

Amira: Ja, du hast mir vorhin davon erzählt, oder?

Lior: Ja, ich habe es dir erzählt, aber ich wusste nicht, dass heute die Eröffnung ist.

Amira: Oh, die ist heute!

Lior: Ja!

Amira: Verrückt.

Lior: Ja, also es gibt viele verschiedene Skateparks.

Amira: Und du hast mir gesagt, dass das hier ein Skatepark ist, in dem viele Kurse für Mädchen stattfinden? 

Alma: Yea. 

Lior: Ja, sie haben hier angefangen. Die Mädchen-Skate-Gruppe. Und jetzt, ich glaube, ich weiß nicht… Die Leiter ähm.. 

Alma: Die Gründer!

Lior: Die Gründer, ich glaube, sie leben nicht mehr hier. Sie leben jetzt in Tel Aviv. 

Alma: Eine Menge Leute ziehen von Jerusalem nach Tel Aviv. 

Lior: Ja, ich habe sie ein paar Mal in Tel Aviv gesehen, ähm, aber es hat hier angefangen und viele Mädchen haben hier angefangen. Als wir in Raanana waren, der Skatepark in meiner Stadt, fragte uns ein junges Kind, ob wir aus Jerusalem kommen. 

Alma: Das passiert mir andauernd.

Lior: Und ich habe gesagt, woher weißt du das? Ich bin nicht aus Jerusalem, aber ich lebe in Jerusalem, woher weißt du das, und er sagte, alle älteren Mädchen, die skaten, sind aus Jerusalem. 

Amira: Nein, wirklich? 

Alma: Das passiert mir andauernd, auch in meiner Stadt. Ich bin in Rishon LeZion geboren und habe dort mein ganzes Leben lang gelebt, und jetzt bin ich in Jerusalem, aber ich bin geskatet, bevor ich nach Jerusalem gezogen bin, und er hat einfach angenommen, dass…

Und ich wollte noch sagen, dass mir gerade eingefallen ist, dass die Gemeinschaft nicht so guarded, wie wir denken. Ich bin zum Beispiel in einer Whatsapp-Gruppe, in der viele Jungs sind *lacht* Offensichtlich – aber ich sehe immer wieder, wie sie fragen, braucht jemand ein neues paar Turnschuhe, die nicht meine Größe sind, oder braucht jemand ein Board und diese Dinger sind teuer… oder jemand schickt eine Nachricht, dass ein Mädchen mit dem Skaten anfangen will. Und anstatt dass die Leute sagen: (snaps) oh noch einer, noch ein Junge oder ein Mädchen, weil die Leute denken, dass Skater immer sagen, dass Leute, die nicht skaten, Poser sind – aber stattdessen sagen sie jetzt: Oh, ich habe dieses Board oder die Rollen oder ich habe ein komplettes Deck, das sie haben kann. Und sie kennen das Mädchen und da gibt jemand etwas ab, das sentimental ist. Du hattest dieses Deck jahrelang und jetzt gibst du es weg, damit ein Kind mit dem Skaten anfangen kann, egal ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Ich bin immer wieder erstaunt darüber und denke mir, (grinst) anstatt ein Board zu kaufen, sollte ich vielleicht sagen, dass ich neu bin und sie mir einen geben werden. Weil es so unerwartet ist. 

Amira: Ja. Es gibt hier also eine Menge Solidarität in der Gemeinschaft.

Alma: Yea. Sie helfen gerne neuen Leuten beim Skaten, weil sie wissen, wie gut es ihnen tut.

Amira: Das ist sehr schön.

Alma: Ja, das ist es. Obwohl der Park dadurch voller wird.

*lacht*

(Amira: Okay, vielen Dank!)(Lior: Wir müssen pinkeln.)