What are you searching for?

Ein Projekt von Janna Lichter
Hochschule Düsseldorf
mit Prof.in Anja Vormann

Das Projekt What are you searching for? ist meine Reflexion über Begegnungen und Freundschaften in Israel und Palästina. Freundschaften, die ich während meines Auslandssemesters in Tel Aviv geschlossen habe, die teilweise bis heute andauern, teilweise verblasst sind. Mitte zwanzig, als wir alle nach Antworten suchten, lernten wir uns kennen, tauschten Lebensperspektiven aus und halfen uns gegenseitig auf unseren persönlichen Wegen. What are you searching for? lässt mich an Freundschaften denken, die mich die Gesellschaft, andere Lebensentwürfe und mich selbst besser verstehen lassen. Das Ergebnis sind nicht nur Portraits von Suchenden, sondern auch ein Portrait über mich die Suchende. In diesem Projekt werden 16 Personen vorgestellt, Menschen, mit denen ich gelebt, studiert, gereist und Zeit miteinander verbracht habe.


{Auszug 1/16 Geschichten: Arad, 26 Jahre, Samar}


Der Bus fuhr an großen Plantagen voller Datteln entlang – umgeben von Stein und Sand. Ich schaute mich um, es fing langsam an zu dämmern. Der Bus hatte uns im Nichts raus gelassen. Hinter der Haltestelle entdeckten wir das von Stacheldrahtzaun umrundete Kibbuz. Samar lag mitten in der Wüste. Lina, Bhavika und ich, studierten gemeinsam in Tel Aviv und hatten einen Ausflug in die Wüste Negev geplant und jetzt waren wir hier. Jemand hatte uns unterwegs Arads Nummer zugesteckt und uns eingeladen Samar zu besuchen.


Vorsichtig betraten wir ein aufstehendes, gelbes Eingangs-Tor und liefen erst mal gerade aus. Überall sahen wir zusammengebastelte Häuser mit kleinen Vorgärten. Für mich fühlte es sich an wie eine kleine Kommune und dem Versuch ein Leben abseits der Gesellschaft zu schaffen. Da kam Arad uns auch schon entgegen. Das einzige was ich von ihm bisher kannte, war seine tiefe Stimme am Telefon und ich war überrascht, dass er in meinem Alter war. Wir umarmten uns und er führte uns zu seiner kleinen Holz-Hütte, die er sich mit einem Freund teilte. Ido war sein Name – beide kannten sich schon lange und waren zusammen zum Wehrdienst gegangen. Damals hatte Arad einen Unfall bei einem Einsatz im Gaza, er stürzte von einem Felsen ab und Ido musste ihn bis zur nächsten Krankenstation tragen. Zwei Jahre dauerte es, bis Arad wieder normal gehen konnte. Man spürte, dass die beiden eine Einheit waren. Das Zimmer der beiden war gefüllt mit kleinen Details, wie selbstgebastelte Mobiles, Bilder von Tieren oder gesammelten Steinen. Doch Arad schlief jede Nacht draußen, auch wenn keine Gäste zu Besuch waren …